27. Januar: Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, Tag der Menschenrechte.
Nicht umsonst ein Datum, an dem Schulen aufgerufen sind, einen besonderen Akzent zu setzen. Das Theodor-Heuss-Gymnasium veranstaltete bereits zum dritten Mal einen Projekttag unter dem Titel „Erinnern und Gedenken“. „Das sind wir den Opfern einfach schuldig“, erklärt Luzia Gutknecht. Doch eigentlich täuscht der Titel, denn der Tag geht über das Gedenken weit hinaus. Der Blick wird auch und gerade von der Vergangenheit auf die Gegenwart und die Zukunft gelenkt.
Wenn die sechsten Klassen sich mit Kinderrechten beschäftigen, dann lernen sie an diesem Beispiel, wie wichtig es ist, dass Grundrechte erklärt und wie schwierig es sein kann, dass Grundrechte durchgesetzt werden. In der fünften und der achten Klasse setzen die Schülerinnen und Schüler sich mit verschiedenen Religionen auseinander, besuchten eine Aalener Moschee und setzen das UNESCO-Prinzip religiöser Toleranz bei gleichzeitigem Bestehen auf den Werten der Gleichberechtigung und der Freiheit um. Die siebten Klassen lernen Menschen kennen, die für ihre Überzeugungen ihr Leben einsetzten und einsetzen. Die neunten und zehnten Klassen dagegen beschäftigen sich mit den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts und besonders auch mit dem Aspekt des Widerstandes. Eine Gruppe besuchte zum Beispiel die Georg-Elser-Gedenkstätte in Königsbronn.
Für die Oberstufe gab es dieses Jahr gleich zwei besondere Highlights: Zum einen war der Zeitzeuge Mario Röllig von der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin angereist, um den Abiturienten von seiner versuchten Flucht aus der DDR und der Haft im Stasi-Gefängnis zu berichten. Dies geschah in so persönlicher und anschaulicher Weise, dass die Schülerinnen und Schüler einen einzigartigen Zugang erhielten zu einem Teil der deutschen Geschichte, der so oft schwer nachzuvollziehen ist. Herr Röllig schlug auch einen Bogen zu den heutigen Flüchtlingen und betonte bei allen Unterschieden den Wunsch der Menschen, ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit zu führen.
Trotz seines vollen Terminkalenders ließ auch der Oberbürgermeister, Herr Rentschler, es sich nicht nehmen, zu einer Gruppe von Oberstufenschülern zu sprechen. Freimütig und ehrlich sprach er mit ihnen über Demokratie und die Schwierigkeiten, denen Politik oft unterliegt. Er stellte sich klar gegen populistische Tendenzen und forderte die Schüler zur aktiven Mitarbeit im politischen Bereich auf.
Tag der Menschenrechte, ein Tag der Erinnerung an die Vergangenheit, in der diese mit Füßen getreten wurden, eine Reflektion über eine Welt, in der diese immer noch umkämpft sind und eine Lehre für die Zukunft, dass Menschenrechte stets die Aufmerksamkeit und den Einsatz jedes Einzelnen benötigen, um sich entfalten zu können. Die Botschaft: Die Würde des Menschen ist und muss unantastbar bleiben.
Bericht: Angelika Münch