Europa als Spiel und Bühne
Das Theater der Stadt tourt mit einem interaktiven Projekt durch Aalener Schulen.
Nein, so hat sich die 10c die Theateraufführung nicht vorgestellt. Als sich die Türen zum Festsaal des Theodor-Heuss-Gymnasiums öffnen, warten zwei Tische im Raum, beide mit einer Europakarte bemalt, darauf verschiedene Zeichenstifte und Utensilien und ein kleiner technischer Apparat mit Kabeln, Knöpfen und Countdown-Zähler, der wie eine Bombenattrappe aussieht. Die Schülerinnen und Schüler markieren Punkte und ziehen Linien auf der Karte, auf der so nach und nach ein buntes Netz entsteht, dann nehmen sie Platz: Bei diesem Stück sind sie Publikum und Akteure gleichzeitig. „Schulbesuch Europa“ heißt die Produktion, mit der das Theater der Stadt Aalen Ende letzter Woche im THG Premiere gefeiert hat. Der kleine Apparat, das „Brain“, enthält das Grund-Skript der Aufführung und startet auf Knopfdruck das Spiel. wie eine Bombenattrappe aussieht. Die Schülerinnen und Schüler markieren Punkte und ziehen Linien auf der Karte, auf der so nach und nach ein buntes Netz entsteht, dann nehmen sie Platz: Bei diesem Stück sind sie Publikum und Akteure gleichzeitig. „Schulbesuch Europa“ heißt die Produktion, mit der das Theater der Stadt Aalen Ende letzter Woche im THG Premiere gefeiert hat. Der kleine Apparat, das „Brain“, enthält das Grund-Skript der Aufführung und startet auf Knopfdruck das Spiel. Informationen zur Geschichte der Europäischen Gemeinschaft verbinden sich mit persönlichen Erfahrungen und Erzählungen aus dem Publikum zu einem Geflecht, das „Europa“ nicht nur als theoretisches Konstrukt, sondern als lebendige Idee und politische Gemeinschaft erlebbar machen soll. Der Text des „Theaterstücks“ entsteht zu einem großen Teil beim Machen und ist – abhängig von den Beteiligten – jedes mal anders.
Entwickelt worden ist das Projekt vom international erfolgreichen Regiekollektiv „Rimini Protokoll“. Den „Hausbesuch Europa“ der Berliner Gruppe hatte Winfried Tobias, Leiter des Aalener Kinder- und Jugendtheaters, schon 2017 auf die Ostalb geholt. Damals entstand auch die Idee, das Konzept für Schulklassen umzuschreiben. Das wurde nun durch eine Sonderförderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, MWK, möglich. Als Koproduzent kam außerdem das Junge Theater Heidelberg mit an Bord.
„Als Mischung aus Planspiel und Aufführung“, hat Nico Mehlhorn, Wirtschaftslehrer und zusammen mit einer Kollegin Leiter der Unesco-AG am THG, den „Schulbesuch“ erlebt. „Auf jeden Fall mal etwas anderes.“ Seine Klasse ist nach der ersten Überraschung jedenfalls voll dabei. Fragen werden beantwortet, Selbsteinschätzungen gegeben und als im zweiten Teil der Aufführung Teams miteinander verhandeln und um ein möglichst großes Stück vom Kuchen konkurrieren, der im Hintergrund im Kleinbackofen duftet, wird die Stimmung am Tisch fast ein bisschen hitzig. Als „MCs“ - Masters of Ceremony – begleiten Lisa Krauss und Ihre Kollegin Alexandra Stoelzl vom Theater die Aufführung.
Den „super Aufbau“, lobt am Ende Marius. Seinem Mitschüler Kaan haben die Spielkonsolen im zweiten Teil besonders gefallen. Als „Stück über soziale Interaktion und Zusammenarbeit mit anderen“, hat Malte die Aufführung erlebt. Chiara fand die Frage zur Herkunft der Großeltern und wie diese sich kennengelernt haben, überraschend. „Gerade in der älteren Generation, die vielleicht noch den zweiten Weltkrieg erlebt hat, ist oft noch eine Flucht- und Migrationserfahrung vorhanden. Ich denke, das ist für selbst erlebte europäische Geschichte besonders wichtig“, erklärt Winfried Tobias vom Theater.
Überrascht hat die Theatermacher bei der Aufführung und dem anschließenden Feedbackgespräch, dass auch bei Schüler*innen, die sich als politisch interessiert beschreiben, oft nur schwaches Vertrauen in „die Politik“ besteht. In den für Jugendlichen besonders relevanten Themen wie der Klimapolitik, tue sich zu wenig, wird beim Nachgespräch kritisiert. Und auch die Corona-Krise hat Spuren hinterlassen. Insgesamt sollte Politik an Schulen mehr Thema sein, meint Klassensprecher Firat.
Das Theater möchte mit dem „Schulbesuch Europa“ dazu einen Beitrag leisten. Unterstützung kommt vom Europoint im Ostalbkreis, der weitere Informationen für die Schulen bereit stellt und auch Nachgespräche anbieten möchte. Noch in dieser und auch der nächsten Spielzeit soll die Aufführung gespielt werden. Dokumentiert werden die Resultate aus Selbsteinschätzungen, Abstimmungen und Spielverläufen auf einer eigenen Website, die auch mit der Theaterwebsite verlinkt ist.
Vorstellungen in Aalen, Heidelberg sowie in Ulm und Mannheim sind vereinbart, weitere Städte könnten folgen. „Gerade jetzt“, meint Winfried Tobias, „sollte man den europäischen Gedanken auch in den Schulen möglichst stark machen.“