Veranstaltung mit Clara Osei Boateng (Ghana) & Veronica Gonzalez Trio
Ghana in der Schuldenfalle – welche Rolle spielt dabei das Erdöl?
Am 19. Oktober 2018 war die ghanaische Wirtschaftswissenschaftlerin Clara Osei-Boateng am Theodor-Heuss-Gymnasium zu Gast. Das Aalener Bündnis „Entwicklung braucht Entschuldung“ hatte sie nach Aalen eingeladen. Vormittags brachte Frau Osei-Boateng den Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 11 in zwei Workshops die Situtation in Ghana näher. Und am Abend fand eine öffentliche Veranstaltung in der Aula des THG statt, bei der auch die Aalener Musikerin Veronica Gonzalez mit ihrem Trio auftrat und die UNESCO-AG für ein - wie gewohnt - perfektes Catering sorgte. Mara Liebal, Mitarbeiterin des deutschen Entschuldungbündnisses Erlassjahr.de, sorgte für die fachkundige Übersetzung.
Zur gleichen Zeit war im THG die Ausstellung „Geschichten der Schuldenkrise“ zu sehen, die die Problematik der Abhängigkeit und Verschuldung der Länder des Globalen Südens aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. In sechs Klassenführungen durch die Ausstellung konten die Erkenntnisse der Schülerinnen und Schüler vertieft werden. Das westafrikanische Ghana gehörte um die Jahrtausendwende zu den höchst verschuldeten Ländern der Welt. Als die Gläubiger bereit waren, einen Großteil der Schulden zu streichen, ging es aufwärts. Die Bevölkerung spürte es, z. B. wurde eine allgemeine Krankenversicherung eingeführt. Schulen wurden gebaut. Die Schulgebühr für die Grundschulen wurde gestrichen, Schulspeisungen waren eingeführt. Die Armutsrate sank. Dann wurde vor der Küste Ghanas Erdöl gefunden. Von den Erlösen erhoffte sich Ghana einen Entwicklungssprung. Die Erdölförderung ist inzwischen angelaufen, doch Ghana steht erneut vor einem Schuldenberg. Nur 17,5 % der Einkünfte aus der Erdölförderung bleiben in Ghana, die meisten Gewinne gehen an ausländische Firmen und kommen dem Land nicht zugute. Ghana exportiert auch Gold und Kakao. Der Kakao wird z.B. in Belgien zu Schokolade verarbeitet und wieder nach Ghana exportiert. Die Wertschöpfung bleibt nicht in Ghana, der produktive Sektor ist schwach. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, 6,8 Millionen Ghanaer leben von weniger als 1 US-Dollar pro Tag. Clara Osei Boateng fordert, dass sich die Regeln des Systems ändern. Die Wertschöpfung muss im Land passieren. Für hoch verschuldete Staaten fordert sie ein transparentes rechtliches Insolvenzverfahren, das die Grundbedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt. Lebhafte Diskussionen beschlossen die Workshops und die Abendveranstaltung. Für die Schüler*innen des THG war es spannend, eine authentische Schilderung der Entwicklungsprobleme dieses afrikanischen Landes zu hören. Und ebenso war Frau Osei-Boateng tief beeindruckt von dem Interesse und der freundlichen Aufnahme am THG.